„Heimat shoppen“ – eine Aktion der Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleister
Sandhofen. Da ist etwas, das uns seit eineinhalb Jahren lähmt. Es betrifft alle und gerade auch diejenigen, die vor Ort, in unserem Stadtteil, wortwörtlich den Laden am Laufen halten. Wir erinnern uns lebhaft daran, wie die Pandemiewellen über uns hereinbrachen und Betriebsschließungen erzwangen. Es war zu gefährlich geworden, einkaufen zu gehen.
Ebenso deutlich erinnern wir uns an die Erleichterung, als der Einzelhandel wieder öffnen durfte und dass es heute neu möglich ist, sich einfach mal so in ein Straßencafé zu setzen und eine Schorle oder einen Eisbecher zu genießen.
Nun starten wir also durch. Die Sandhofer Gewerbetreibenden haben sich etwas einfallen lassen, damit das Geschäft vor Ort wieder brummt – und damit das so bleibt.
Natürlich sind viele Stammkunden ihren Händlern treu geblieben und standen sofort wieder auf der Matte, als es möglich war. Aber da geht noch mehr. Die Aktion „Heimat shoppen“ will in Sandhofen einen Startpunkt setzen, der das auch danach noch zum Ausdruck bringt. Am 10. und 11. September gibt es im Stadtteil zwei Aktionstage, die signalisieren sollen, dass es längst wieder losgegangen ist.
Auch, dass Kunden und Läden mehr können, als einfach an die Zeit vor Corona anzuknüpfen und an der Stelle weiterzumachen, wo wir vom Virus gestoppt wurden. „Heimat shoppen“ ist konzipiert als Pilotprojekt, das immer weiter entwickelt und ausgebaut werden soll. Langfristig.
Der Gewerbeverein Sandhofen hat in seiner letzten Sitzung kürzlich (Bericht siehe Innenteil) über die Aktion beraten und ruft den 10. und 11. September als Aktionstage „Heimat shoppen“ aus. Es sind Sonderaktionen geplant.
Klug vorausschauend hat man für die Aktionstage auf ein Miteinander geachtet, das auch überörtlich gedacht wird. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar macht sich für die Sache stark und unterstützt Stadtteile, in denen sich Gewerbetreibende der Aktion anschließen.
In Sandhofen wird die Aktion über den Gewerbeverein koordiniert. Man wird künftig Kunden durch den Stadtteil laufen sehen mit Einkaufstüten, die das Logo „Heimat shoppen“ tragen. Sprüche wie „Kauf ein, wo du lebst!“ werden in verschiedener Form die Runde machen. Sonderaktionen sind vorgesehen, die den ganzen Stadtteil stärken sollen.
Der Gewerbeverein hat die Website www.heimatshoppen-sandhofen.de geschaltet, um besser über das Projekt und die konkreten Aktionen informieren zu können. Dort finden auch alle weiteren Gewerbetreibenden (unter Impressum) die Daten, um Kontakt aufzunehmen und sich dem Projekt ebenfalls anzuschließen.
Auf der Facebookseite www.facebook.com/HeimatshoppenSandhofen gibt es alle paar Tage neue Informationen. Wer es übrigens noch nicht weiß: Facebook kann jeder; wer auf Facebook nicht angemeldet ist, kann bloß nicht liken und kommentieren, aber alles lesen.
Das Pilotprojekt „Heimat shoppen“ ist in Mannheim bisher einzigartig
Sandhofen. Die Sandhöfer haben die Nase vorn, im wahrsten Sinne des Wortes. Bisher kein anderer Stadtteil hat diese Möglichkeit entdeckt, um seinen Einzelhandel zu stärken und die Geschäftsleute sozusagen als Aktionstruppe zur Quartiersentwicklung zusammenzubringen. Die Idee eröffnet eine große Chance, über Corona hinauszudenken. Einkaufen, zum Frisör gehen und danach gemütlich einen Kaffee trinken, das kann in einem Stadtteil ein Erlebnis sein. Nur eines von vielen möglichen, die nur im Stadtteil funktionieren. Was man in großen Shoppingmalls in diese Richtung erlebt, ist bloß eine Kopie.
Erfunden haben es Stadtteile, Kieze, Quartiere, wo es gewachsene Strukturen gibt, die Läden und Dienstleister nahe am Kunden sind und man einander kennt. Das Geheimnis des Flairs ist der Einzelhandel, bei dem der Inhaber selbst hinter der Theke steht und seine Kundschaft bedient. Es geht um Lebensqualität.
Die Aktion „Heimat shoppen“ ist ein Projekt in Sandhofen, bei dem die Lebensqualität im Fokus steht. Es soll ins Bewusstsein rücken, dass es einen großen Wert darstellt, kurze Wege für den Einkauf zum täglichen Bedarf zu haben. Man muss nicht ins Auto steigen und fünf Kilometer in ein Einkaufscenter fahren, sondern man geht fünf Minuten und kauft ein, was man an den nächsten Tagen braucht. Das ist auch noch klimaneutral und somit hochaktuell.
Zudem verbindet man es mit persönlichen Bedürfnissen, die man spontan erfüllt: Eine lustige Begegnung hier, ein kleines Schwätzchen dort und zum Abschluss ein Weizenbier im Straßencafé. Dann kommt ein Freund mit seinem Enkel vorbei und fragt: Bist du noch lange hier? Gerade erst vor Kurzem erlebt. Wenn man Ja sagt, sitzt er eine Viertelstunde später (ohne Enkel) neben einem, und man tauscht Neuigkeiten aus. Das ist Lebensqualität. Startschuss von „Heimat shoppen“ sind der 10. und 11. September.
Die Idee dahinter bündelt die modernen Notwendigkeiten Klimaneutralität, Schnelligkeit und das Vermeiden von Anonymität. Einkaufen vor Ort ist umweltbewusst. Kein Internetanbieter kann die Ware so schnell liefern, wie man sie vor Ort kaufen kann. Es gibt keine Warteschleifen am Telefon, der Ansprechpartner ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, dem ich ins Gesicht schauen kann.
Die Website www.heimatshoppen-sandhofen.de listet Gründe auf, warum man im Stadtteil einkaufen sollte. Es bedeutet Einkaufen bei Nachbarn und Freunden. Niemand kann einen besser beraten als der, der einen persönlich kennt. „Heimat shoppen“ unterstützt Veranstaltungen, Vereine und Initiativen. Folglich unterstützt man mit jedem Einkauf und Gaststättenbesuch als Kunde das Bürgerengagement und Brauchtum in seinem unmittelbaren Umkreis. „Heimat shoppen“ sichert außerdem Arbeit und Ausbildung.
In ihrer Gesamtheit gesehen, gehören Gewerbetreibende zu den größten Arbeitgebern vor Ort mit dem Potenzial zur Berufsausbildung. Mit jedem Einkauf trägt man dazu bei, dass das so bleibt. Einkaufen im Stadtteil reduziert die Umweltbelastung. Weniger Energieverbrauch, weniger Stau, dafür mehr Zeit und Geld für andere schöne Dinge sind Faktoren, die man unmittelbar und direkt spürt.
Jeder Euro, den man im eigenen Stadtteil ausgibt, stärkt den eigenen Stadtteil und die Menschen darin. Jeder kann etwas dazu beitragen, Lebensqualität zu erhalten.